Eigenmarken - Hauptsache, billig!

Billig ist in – der Anteil der günstigen Supermarkt-Eigenmarken am Umsatz des Lebensmitteleinzelhandels wird mittlerweile europaweit auf rund 40% geschätzt. In Österreich sind es im Durchschnitt gut 30% bei steigender Tendenz. Verlockend für die KonsumentInnen, problematisch für ArbeiterInnen und Umwelt. Denn der rücksichtslose Kampf um den niedrigsten Preis kann meist nur gewonnen werden, wenn Menschenrechte missachtet und auf Umweltstandards verzichtet werden.

Eigenmarken als Strategie des Einzelhandels

Im Wettbewerb um den niedrigsten Preis und den größten Profit setzen Handelsketten verstärkt auf die Entwicklung eigener Handelsmarken. Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten achten KundInnen besonders auf den Preis – ein Vorteil für die im Schnitt rund 30% günstigeren Eigenmarken. Die Supermärkte sparen sich dadurch meist aufwändige Werbung, profitieren von hohen Abnahmemengen und können auf bereits vorhandene Vertriebskanäle zurückgreifen. Gleichzeitig können sich die Handelsketten mit eigenen Marken von MitbewerberInnen absetzen, die KundInnenbindung stärken sowie ihre Profite erhöhen. Eigenmarken werden meist in Produktionsanlagen anderer Unternehmen hergestellt, die dort auch selbst oder für andere Marken produzieren.

Eigenmarken in Europa
Weltweit werden in Europa die meisten Eigenmarken verkauft. In fast allen Produktgruppen hat sich der Marktanteil von Eigenmarken in den vergangen Jahren deutlich erhöht. Besonders hoch ist ihr Anteil bei tiefgefrorenen, gekühlten und frischen Lebensmitteln. Auf dem europäischen Markt verkauft Aldi, wozu auch der österreichische Ableger Hofer gehört, die meisten Eigenmarken, gefolgt von Lidl, Tesco und Edeka. In Österreich kontrollieren drei Ketten (Rewe, Spar, Hofer) etwa 85% des Marktes.

Die Rolle internationaler Einkaufsallianzen in der Beschaffung für Eigenmarken
In Europa organisieren die Supermarktketten den Einkauf zunehmend zentral über internationale Beschaffungsorganisationen. Eine Einkaufsallianz mehrerer EinkäuferInnen hat eine größere Verhandlungsmacht als ein einzelner Einkäufer und kann somit niedrigere Preise aushandeln. Die bessere Verhandlungsposition von Supermärkten geht zulasten der LebensmittelproduzentInnen, deren Gewinnanteil am Verkaufspreis in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen hat. Vor allem kleine ProduzentInnen können kaum noch auf dem Markt bestehen.

GroßabnehmerInnen haben zu viel Macht
Die Marktmacht der großen Handelsketten führt dazu, dass Produkte immer günstiger angeboten werden können. Das mag die VerbraucherInnen freuen - die ProduzentInnen leiden jedoch darunter, dass ihre Preise extrem gedrückt werden. Häufig haben sie auch mit weiteren unfairen Handelspraktiken zu kämpfen, zum Beispiel werden sie verspätet bezahlt oder müssen sich verpflichten, Produkte wieder zurückzukaufen.